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Ein wunderbar ehrliches Album das Freitod da geschaffen haben. Die Sprache von Lou cypher und auch die der Beats von Smokey131 und Kunta Shytooth klingen derb und frei Schnauze. Die Raps klingen hingerotzt, was aber nicht heissen soll, dass man sich keine Mühe gegeben hat, sondern dass man auf Spirenzchen wie komplexe Rap- oder Reimtechnik scheißt und einfach drauf losrappt, dreckig und tight eben. Aus dem Kopf aus dem Herz aus dem Bauch aufs Blatt  ins Mic. Zusammen mit den Beats entsteht so eine einzigartige Stimmung bei der man eingeladen wird sich Raptracks ohne wenn und aber anzuhören. 
 Als sitzt man in einem Raum voll von „Schwarzem Qualm“ und gibt sich zur „Primetime“ die Kritik an Gewaltverherrlichung, Schlechtem Rap und im Hintergrund flackert der Fernseher und man sieht das Bild einer düsteren Version einer verlorenen Zukunft.
Und es geht um die Modeerscheinung einfach nur  dagegen zu sein wie bei „Kaschpaltheater“. Das Lied behandelt zwar unter anderem auch das alte und leidige Thema  Realness, doch wer so auf alles scheißt wie Freitod, der darf das, finde ich jedenfalls in einem solchen Track thematisieren, um Hip Hop und das Leben kritisch zu hinterfragen.

„Pseudorevoluzzer/wie oft willst du noch ein Bush Junir Vocal Sample hernehmen“ ,Yeah!

„Du hängst mich echten Gangstern ab/Doch jeder von den echten Gangstern/ist im echten Leben end der Spack“ Yeah!

Einerseits ist es ein schlechtes Zeichen für deutschen Rap, dass es einem so auffällt, anderseits aber auch eine natürliche Stärke des Albums. Der MC rappt über sich und erzählt etwas aus seinem Leben ohne dabei ein Bild zu zeichnen, was ihm nicht entspricht, oder dass er er sich irgendwo in einem Fanzine aus Interviewfetzen zusammen geklaubt  oder innem Rapvideo oder Raptrack abgeschaut hat und nun für das eigene Verkauft. Jedenfalls ist das meine Sicht der Dinge. Besonders eindrucksvoll gescheht dies auf „Kleiner Junge“. 
Meiner Meinung nach ist dieses Lied ein weiterer Beweis dafür, dass wenn man aus sogenannten schwierigen Verhältnissen kommt und man dennoch harten aber auch authentischen Rap machen kann, den man sich anhören kann, ohne dass man sich auf Grund des Realitätsverlustes des Mc’s fremd schämen müsste.
Ein weiteres Highlight es Album ist das Lied „Schenk mir ein Lächeln“, wo Lou Cypher seine Qualitäten als Storyteller zeigt und dabei durchaus überzeugen kann. Obwohl die Wendung in der Geschichte meiner Meinung nach,also nach der Hälfte, nicht gänzlich nachzuvollziehen ist und etwas übertrieben rüber kommt und zu sehr ins grotesk-brutale abdriftet, wobei der Track dennoch nicht seine Wirkung verfehlt und die Geschichte einen in ihren Bann zieht und mitreisst.
Zu Gast auf dem Album sind Preest und Cry Bab. Preest ist gleich zweimal vertreten und zeigt ebenfalls dass er rappen kann, hinterlässt aber nur auf „Wassermassen“ einen bleibenden Eindruck, wo er eine nicht nur schöne Reimstruktur zeigt sondern auch einen sehr guten Flow.
Eine absolute Stärke des Albums sind die Beats, die einem von Anfang bis Ende fesseln und detailliert ausproduziert wirken und eine wirklich passende Unterlage für die Raps bilden. So bekommen Liebhaber komplexer Produktionen voll auf ihre Kosten. Liebhaber komplexer und technisch hochwertiger, ausgeklügelter Mehrfachreimereinen werden dem Ganzen vielleicht nicht viel abgewinnen können, wer sich jedoch einfach auf die Raps einlässt und dem Projekt gut zuhört und intensiv lauscht, bekommt ein sehr solides Stück Deutschrap auf die Ohren und auch neue Eindrücke und Einsichten wie Rap sein kann und was er zu erzählen hat, wenn man ihn lässt.

Wäre dieses Album ein Graffti, wäre es ein cooles signalrotes Piece im basic-style, an einer bröckelnden Wand eines verlassenen und abgewrackten Bahnhofes in irgendeiner Postindustriellen Industriestadt, Yo!